Stadtgeschichte

Winter 1123/24

Die Burg Wolgast wird erstmals in der Slawenchronik erwähnt, als der Obotritenfürst Heinrich von Alt-Lübeck hier sein Heer versammelt, um weiter gegen den Stamm der Ranen auf Rügen zu ziehen. Somit ist Wolgast einer der ältesten namentlich bekannten Orte in Mecklenburg-Vorpommern.

1128

Pommernherzog Wartislaw drängt von Osten über die Peene. Mit ihm kommt Missionar Otto von Bamberg, er soll die Lutizen bekehren. Sie wehren sich, doch ihr Gott Gerovit hält sich bedeckt. Bald steht die erste christliche Kirche.

1200

Die Klöster rufen, die Siedler kommen. Neben slawischen Wieken entsteht ein deutscher Markt. Lutizen und Deutsche handeln und leben fortan miteinander. Diese Mischung wird Bestand haben.

1295

Das Herzogtum Pommern reicht vom Darß im Westen bis zur Danziger Bucht im Osten und Pasewalk im Süden. Wolgast ist fortan Sitz des Herzogs von Pommern-Wolgast. Auf der Halbinsel im Peenestrom entsteht bis 1625 ein mächtiges Herzogschloss. Die Burganlage wird befestigt, der Strom um sie herumgeführt. Die Schlossinsel entsteht.

1648

Der Dreißigjährige Krieg ist offiziell zu Ende. Pommern war einer der Hauptkriegsschauplätze. Traurig erklingt das Lied „Maikäfer flieg“ mit der Zeile „Pommernland ist abgebrannt“. Wolgast wird im Friedensvertrag dem schwedischen Königreich zugeschlagen. Das Morden hört dennoch nicht auf, für Jahrzehnte nicht. Noch haben Altstadt und Schloss die Wirren überstanden.

1675

Die Brandenburger beschießen das Schloss. Ein Treffer in der Pulverkammer — und das Symbol der alten Herzogstadt ist zerstört. Wenig später schlägt die Pest zu. Schon viermal hatte sie es hier versucht, 1710 ist sie richtig erfolgreich: Ununterbrochen knattert der Leichenwagen über das nächtliche Pflaster. Die Häuser der Wolgaster stehen noch.

1713

27. März: Wieder herrscht Krieg, damals der Nordische. Die Schweden haben Altona zerstört. Als Vergeltung wollen russisch-preußische Truppen jetzt das schwedische Wolgast einäschern. Die Logik des Krieges. Den russischen Befehlshaber von Staff mag dies gedauert haben, doch man führt nur Befehle aus. Das Anlegen der Fackel sollte Wolgast den Todesstoß geben.
Wären da nicht diese hartnäckigen Einwohner: Lutizen und Deutsche, längst sind sie eins. Zwar stark dezimiert, geben sie dennoch nicht auf. Die wenigen Überlebenden des vergangenen dunklen Jahrhunderts bauen ihre Stadt mit größter Zähigkeit wieder auf. Die Ruine des Schlosses, einstiger Stolz Wolgasts, wird den Bewohnern von den Schweden als Steinbruch für neue Häuser überlassen. Das Geld reichte allerdings nicht, um einen neuen Stadtgrundriss zu entwerfen. Zum Glück: Einzigartig in ganz Vorpommern entsteht auf den alten Fundamenten eine fast geschlossene spätbarocke Stadt. Das Rathaus von 1724 ist markanter Zeuge für diese Zeit.

1815

Es geht voran. Rund 200 Jahre Schwedenzeit in Pommern sind zu Ende. Wolgast wird preußisch. Handel und Seefahrt gelangen zu neuer Blüte. Die Stadt lebt auf. Wer heute Wolgast besucht, geht auf den engen Straßen des Mittelalters, erbaut mit Gebäuden der frühen Neuzeit aus zum Teil mittelalterlicher Bausubstanz, genutzt im Geiste der Gegenwart. Unter dem Pflaster verbirgt sich unverbrannt Wolgasts Geschichte. Keller, aus mächtigen Felsbrocken erbaut, verschüttete Tunnel quer durch die Stadt, der Legende nach bis hinüber zur Schlossinsel. Charme und Unverfälschtheit der Alstadt als Ergebnis der Zerstörung von 1713. Jede Ecke, jeder Grundriss ist Lutizenstadt und moderne Urbanität zugleich. Eine Stadt, die Historie und modernes Leben vereint.
Wolgast hat oft verloren: Menschen, Gebäude, seine Stellung als Verwaltungssitz in der Schwedenzeit. Zuletzt 1747 den Rang als wichtigste Hafenstadt im Oderdelta an das nahe Swinemünde, das heutige Swinoujscie.
Eines hat Wolgast nicht verloren: Die Kraft aus der Ruhe des Stromes zu ziehen, gepaart mit Selbstbewusstsein und Willenskraft seiner Bewohner. Gute Grundlage, um auch die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern. Die schwere Kindheit sieht man Wolgast nicht an.


Projektaktion Szczecin-Wolgast.

Nahe und immer näher.
Gemeinsame Wege in der Kultur und der Geschichte bei der Mitgestaltung der Euroregion Pomerania.

➽Museen & Ausstellungen

Stadtgeschichtliches Museum

Aufgrund der Bauform liebevoll "Kaffeemühle" genannt.

Wolgast, Rathausplatz 6

Rungehaus

Geburtshaus des Künstlers und Geschichtensammlers Philipp-Otto Runge mit Personalausstellung.

Wolgast, Kronwiekstraße 45

Kapelle St. Gertrud

Wolgast, Feldstraße 8 (Zugang von der Feldstraße oder von der B111 vor dem Netto-Markt)